die russische Grenze…

…an sich ist zwar nicht unbedingt so sehenswert, aber die Fahrt dorthin hat sich durchaus gelohnt. Ich war heute mit der Hurtigrutengruppe von Kirkenes aus am einzigen Grenzübergang zwischen Norwegen und Russland, ganz im Nord-Osten des Landes. Die Grenze als solches ist zwar etwas stärker bewacht und sicherlich mit mehr Warnschildern versehen als viele andere Grenzen, aber mehr auch nicht.

Die russische Grenze

Die russische Grenze

Es hat sogar relativ reger Verkehr dort geherrscht, auf der Fahrt dorthin wurde uns auch erklärt warum: wenn man mindestens 3 Jahre seinen Wohnsitz in Kirkenes hat kann man ein Dauervisum beantragen, das es einem gestattet bis zu 30 Kilometer nach Russland hinein zu fahren. Auf russischer Seite sind viele norwegische Waren wesentlich günstiger, deshalb lohnt es sich natürlich für die Norweger dort bestimmte Dinge zu kaufen. Eine Flasche Wodka kostet in Norwegen ca. 50 €, in Russland kostet die exakt gleiche maximal 2,50 €, eine Stange Zigaretten kostet hier in Norwegen etwa 120,- €, in Russland keine 10,- €. Umgekehrt geht das wohl auch für Russen, die hier sehr gerne westliche Dinge (wie z.B. Kleidung) kaufen, die in Norwegen wesentlich günstiger sind als in Russland wo auf westliche Importe hohe Zölle erhoben werden und im Verkauf entsprechend teuer machen.
Mit dem Bus zurückgefahren sind wir dann noch ein Stück der Grenze entlang, bis zum Dreiländereck Norwegen / Finnland / Russland, die Gegend ist die am dichtesten besiedelte Gegend Europas, allerdings nicht von Menschen, sondern von Braunbären – die um diese Jahreszeit aber leider Winterschlaf halten und somit nicht zu sehen waren. Hinzu kommt, dass es heute überwiegend geschneit hat und man somit ohnehin nicht weit gesehen hat. Wir wurden im übrigen darüber aufgeklärt, dass der Braunbär an sich recht harmlos sei, da er ziemlich scheu ist. Das gefährlichste Tier Nordnorwegens ist der Vielfraß, der ohne Probleme auch ein Rentier töten kann, obwohl es wesentlich größer und schwerer ist, außerdem tötet ein Vielfraß auch ohne Hunger, lässt seine Beute also anschließend unberührt liegen. (@Jürgen: ich glaube es ging in diesem Fall nicht um unsere Kollegen in der Kantine *g*).

Das Nordkap

Die erste Nacht auf dem Schiff haben wir gut überstanden, auch wenn inzwischen Tina auf die Idee gekommen ist, dass eine Kabine mit Fenster doch ganz toll gewesen wäre – spätestens in der Früh ist es doof, wenn man aufsteht und überhaupt keine Ahnung hat wie das Wetter draußen ist… Ich bin mit meiner Außenkabine sehr zufrieden, man kann wunderbar vom Bett aus aus dem Fenster schauen und sieht zumindest die Berge an sich vorbei ziehen. Da es in der Früh auch nicht sonderlich früh hell wird ist das Licht kein Problem und der Vorhang kann die ganze Nacht offen bleiben – reinschauen wird ja kaum einer bei einem fahrenden Schiff und einer menschenleeren Landschaft. 🙂

Das Nordkap

Das Nordkap

Heute Mittag ging es mit dem Bus, bzw. genau genommen mit 6 Bussen von der Hurtigrute zum Nordkap – die Deutschen scheinen hier eindeutig in der Überzahl zu sein, von den 6 Bussen waren 4 Deutsch, die Erklärungen usw. haben also alle auf Deutsch stattgefunden. Die Fahrt von Honningsvåg bis zum Nordkap hat etwa 40 Minuten gedauert, die verschneite Gebirgslandschaft war schon sehr beeindruckend. Am Nordkap selbst haben wir dann etwa zwei Stunden Zeit gehabt, die aber viel zu schnell vergingen. Auch wenn manche sagen, dass man sich die Fahrt dorthin sparen könnte, weil nicht viel zu sehen ist fand ich es absolut sehenswert, gerade wegen der kargen, aber einzigartigen Landschaft dort. Zumindest im Winter lohnt sich die Fahrt auf alle Fälle, im Sommer kann ich es nicht beurteilen. Das Wetter auf dem Nordkap war für dortige Verhältnisse spitzenmäßig, wir hatten die zwei Stunden tatsächlich Sonnenschein und absolut klare Sicht. Lediglich der Wind blies recht kräftig, beim gehen war man immer recht dankbar, wenn man sich irgendwo festhalten konnte und die Kamera halbwegs ruhig zu halten war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Stativ aufzustellen hat leider auch nicht funktioniert, das wurde selbst mit dem hängenden 10kg-Rucksack als Balast sofort umgeweht. Ich will garnicht wissen, wie dort gestern der Sturm war, da wurde nämlich die Straße zum Nordkap wegen Sturms komplett gesperrt, wir hatten insofern also echt Glück, dass es uns nicht auch getroffen hat. Uns wurde auch mitgeteilt, dass es im Winter keineswegs selbstverständlich ist, dass die Fahrt stattfinden kann, das ist wohl eher ein Glücksfall.
Königskrabbe

Königskrabbe

Durch die 6 Busse hatte man die Weltkugel leider nie für sich alleine, das ist aber wohl ohnehin nur im Sommer zu schaffen, wenn man um Mitternacht dort vorbei schaut. Im Winter ist die Straße nur zweimal am Tag freigegeben und dann müssen alle im Konvoi hinter einem Schneepflug und vor einem Sicherheitswagen – der aufpasst, dass keiner verloren geht – fahren. Selbst als Privatreisender lässt es sich also nicht vermeiden zusammen mit den Passagieren der Hurtigruten dort anzukommen.
Auf dem Schiff wurden uns heute Abend noch frisch gefangene lebende Königskrabben präsentiert, die man sich aus der Nähe anschauen konnte und auch mal hochheben konnte. Die Tiere sind ganz schön schwer und auf dem Panzer und den Beinen sitzen viele Dornen, die das Halten nicht ganz so einfach machen. Die Tiere wurden im Anschluss zum Abendessen serviert, da wir aber kein Abendessen gebucht hatten sind wir dem „Genuss“ ausgekommen.
Im Winter ist es auf den Hurtigrutenschiffen übrigens scheinbar wirklich recht ruhig, wir sitzen hier momentan um 19 Uhr in einem riesen Panoramaraum zu dritt. Auch die anderen Räume sind alles andere als überfüllt, man kann sich die Tische überall aussuchen. 🙂

auf dem Schiff angekommen

Heute Vormittag war in der Hütte nur noch das aufräumen und packen angesagt, am späteren Vormittag sind wir dann schon Richtung Tromsø gefahren um unser Mietauto am Flughafen abzugeben und mit dem Bus zum Hafen zu fahren.

Unser Schiff

Unser Schiff

Recht viel mehr hätte am Vormittag das Wetter ohnehin nicht hergegeben, es war ziemlich mild und überall sind große Pfützen gestanden – wirklich winterlich war das nicht. Am frühen Nachmittag hat dann pünktlich auf die Minute unser Hurtigrutenschiff – die Trollfjord – am Hafen von Tromsø angelegt. Als erstes sind alle ausgestiegen, die entweder einen Ausflug in der Stadt gebucht hatten, oder deren Reise hier zu Ende ging. Der erste große Block an Gästen war altersmäßig jenseits der 70, worauf Tina meinte, dass wir den Altersdurchschnitt aber schon erheblich steigern würden – sie meinte eigentlich senken… 🙂 Auf dem Schiff selbst sieht man jetzt aber durchaus auch jüngere Leute – keine Ahnung, warum von denen in Tromsø nicht so viele ausgestiegen sind.
Das Schiff ist wirklich schön, die Zimmer sind aber schon recht klein. Für einen alleine ist es kein Problem, für zwei Personen mit zwei Koffern wäre es aber problematisch. Auf den oberen Decks gibt es schöne Aussichtsräume, aus denen man die vorbeiziehende Landschaft beobachten kann. Noch fahren wir innerhalb des Fjords mit einem recht ruhigen Wellengang. Ich bin schon gespannt, wie es nachher dann auf dem offenen Atlantik aussieht – es war heute teilweise schon ziemlich stürmisch.

Rentierrennen in Tromsø

Heute war es den ganzen Tag ziemlich bewölkt, mit etwa Null Grad nicht sonderlich kalt und somit eigentlich das perfekte Wetter um das Rentierrennen in der Fußgängerzone von Tromsø zu besuchen.

heute Morgen vor der Hütte

heute Morgen vor der Hütte

Hier findet jedes Jahr für eine Woche eine Samiwoche statt, in der die Kultur der nordnorwegischen Urbevölkerung – den Sami – vorgestellt werden soll. Im Zuge dieser Veranstaltung gibt es neben einem Markt, Konzerten, Vorträgen usw. eben auch ein Rentierrennen. Die Rennstrecke hat sich in der Fußgängerzone befunden, die für diesen Zweck mit reichlich Schnee bedeckt wurde. Der gesamten Länge nach haben sich auf beiden Seiten die Besucher eingefunden, die das ganze beobachtet haben. Gleich zu Beginn war klar, dass es sich bei der Veranstaltung keineswegs um gezähmte Rentiere handelt, diese wurden zu Beginn einmal vom Ziel bis zum Startpunkt geführt, was nicht für alle Sportler ohne blaue Flecken abging. Die Rennen selbst waren schon alleine aufgrund der Geschwindigkeit der Rentiere faszinierend, das Fotografieren war da nicht ganz so einfach. Angetrieben wurden die Rentiere durch die Sportler, die sich auf Skiern hinten herziehen ließen.
Rentierrennen

Rentierrennen

Nach einem abschließenden kurzen Gang über den kleinen Markt mit typisch samischen Speisen und Kleidungen ging es dann auch schon wieder zurück zu unserer Hütte. Heute ist hier unser letzter Tag, bevor es morgen dann per Schiff weitergeht. Immerhin haben wir es die ganze Woche geschafft uns nicht in den weit verzweigten unterirdischen Straßen verirrt zu haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass in diversen kleinen Seitenstraßen welche nie befahren werden nicht wenige Touristen seit Jahren in ihren Autos verwesen, weil sie keinen Weg mehr nach draußen gefunden haben und ihnen irgendwann der Sprit ausgegangen ist. 🙂 Wir haben uns dort unten zwar hin und wieder verfahren und sind nicht immer dort rausgekommen, wo wir es erhofft hatten, aber wir haben zumindest immer einen Weg nach draußen gefunden. 🙂

In den Alpen

Heute Morgen wurden wir vor der Hütte gleich von mehreren Rentieren begrüßt, die einen sogar bis auf etwa einen Meter an sich ran gelassen haben. Was uns im Sommer überhaupt nicht gelungen ist, nämlich Rentiere zu sehen, ist nun im Winter völlig normal, sie begegnen einem vor der Hütte, auf der Straße und auch sonst überall.

Die norwegischen Alpen

Die norwegischen Alpen

Das Wetter war heute leider überwiegend bewölkt und die Sonne hat sich nur ab und zu blicken lassen. Viel Platz am Himmel hat sie um diese Jahreszeit noch nicht, die Sonne steht zwar schon gute 6 Stunden über dem Horizont, aber wirklich nur knapp. Genau genommen geht der 3-stündige Sonnenaufgang direkt in den ebenso langen Sonnenuntergang über.
Heute hatten wir uns als Ausflugsziel die Lyngsalpene vorgenommen, das ist eine Reihe von Bergen, welche direkt vom Fjord aus auf fast 2.000 Meter Höhe ansteigen und wirklich imposant aussehen. Von Tromsø aus sind sie eine gute Fahrstunde entfernt – für die hiesigen Verhältnisse also wirklich um die Ecke. Auch die Fahrt dorthin war wie auch schon die anderen Strecken in den vergangenen Tagen absolut sehenswert. Ziemlich gemein waren dagegen die Straßenverhältnisse, das Eis auf der Straße war so dick und so glatt, dass man teils sogar mit Spikes ins rutschen gekommen ist. Mit normalen Winterreifen würde man hier im Norden vermutlich keinen Kilometer weit kommen ohne im Straßengraben zu landen…
Immerhin haben wir heute mal wieder eine Fährüberfahrt in der Strecke gehabt – das ist uns nach dem letzten Sommer fast schon abgegangen. 🙂