Heute Morgen sind wir pünktlich um kurz vor 9 Uhr gestartet um uns der Ostseeküste entlang in Richtung Osten bis an die russische Grenze zu bewegen. Überraschenderweise stand bereits nach kurzer Strecke eine Fährüberfahrt über die Weichsel an. Fährüberfahrten kenne ich natürlich aus Norwegen zur Genüge, aber das Verfahren hier hat mich dann doch etwas überrascht. Die Fährplattform wird an einem Stahlseil von der einen zur anderen Seite der Weichsel geschoben, diese Arbeit übernimmt wiederum ein eigenes Schlepperschiff, welches die Plattform an die Kette nimmt um dieses mitzuziehen. Das Ergebnis ist, dass für eine verhältnismäßig einfache Überfahrt vier Leute beschäftigt werden: der Fahrer des Schleppers, der Kassierer und zwei Angestellte um zuerst das Absperrgitter der Fähre manuell zu öffnen und direkt im Anschluss manuell die Schranke an Land hochziehen. Die Überfahrt selbst dauert nur wenige Minuten.
Man hat hier an vielen Ecken Polens doch noch das Gefühl, dass die Technik in einigen Landesteilen sich seit sehr vielen Jahren nicht weiterentwickelt hat. Sei dies die Straßenbahn in Elblag, welche einer Straßenbahn aus München von vor 50 Jahren verblüffend ähnlich sieht, oder eine kleine Straßenverschmutzung, die dazu führt, dass 6 Straßenarbeiter mit Schaufel und Besen nebeneinander stehen um den Schmutz mühsam wieder zu beseitigen. Ein interessanter Job besteht hier auch an allen Baustellenausfahrten: ein Arbeiter ist dazu abgestellt den ganzen Tag an der Ausfahrt zu stehen (solche Ausfahrten gibt es sehr viele) und wenn ein Baustellenauto kommt dieses heraus zu winken – die meiste Zeit sitzt er allerdings auf seinem Klappstuhl und dreht Däumchen. 🙂
An dem schmalen Landstreifen zwischen der Ostsee und dem sogenannten frischen Haff gib es keinen Grenzübergang nach Russland, deshalb endet die Straße dort etwa drei Kilometer vor der russischen Grenze, die restliche Strecke legt man dann an einem mehr oder weniger menschenleeren Strand zurück. Soweit ich es auf Fotos gesehen habe ist dieser Strand im Sommer allerdings alles andere als schlecht besucht, um diese Jahreszeit konnte man die Besucher aber an ein bis zwei Händen abzählen. Das Wetter war heute wunderschön sonnig und warm, so ist man sogar kurzärmlich gut ins schwitzen gekommen die drei Kilometer auf dem Sand zurückzulegen. Die Grenze selbst besteht aus einem einfachen Zaun. Auf der russischen Seite war ein einzelner Spähturm zu sehen, der aber augenscheinlich zu dem Zeitpunkt nicht besetzt war. Während auf der polnischen Seite der Strand eher aufgewühlt durch die vielen Fußabdrücke der Besucher ist, ist der Strand auf russischer Seite absolut glatt, lediglich vereinzelte Tierabdrücke sind dort zu erkennen. Der russischen Seite einen Besuch abgestattet haben dann aber doch nur die Hände, ich denke, mehr wäre nicht ratsam gewesen. 🙂
Am Nachmittag wollten wir eigentlich am Oberlandkanal beobachten, wie ein Schiff über die Graswiesen nach oben gezogen wird, diesmal also nicht selbst auf dem Schiff sitzen, sondern das ganze von der Seite anschauen. Aufgrund der seltenen Abfahrtszeiten der Schiffe um diese Jahreszeit ist uns das leider nicht gelungen, dafür haben wir auf der Strecke in Richtung Süden ausgesprochen schöne Straßen entdeckt. Einerseits mit alten und mal mehr oder weniger gut erhaltenen Gehöften, andererseits eine absolut sehenswerte Allee, welche über viele Kilometer noch aus Kopfsteinpflaster besteht.
Angekommen sind wir nun in Allenstein, von wo aus es morgen nochmals in Richtung Osten bis zur Wolfsschanze, dem ehemaligen Führerhauptquartier geht um dann weiter Richtung Süden zu fahren.
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